Freitag
Dem Navigationssystem hatten wir Grasse, die Hauptstadt des Parfums, als Ziel eingegeben. Vom Canyon aus folgten wir dem Flusstal des Verdon in Richtung Quelle. 
Dies verließen wir bei Castellane und folgten der N 85, der mittlerweile gut ausgebauten "Route Napoleon" über mehrere Passhöhen zwischen 1000 und 1200 m Höhe bis nach Grasse.
Als WoMo- und WoWa-Fahrer wird man hier von der Hauptstraße nach links in den "bd. Alice Rothschild" geführt, an dem sich, direkt hinter einer Haarnadelkurve, der kleine "Camping Municipal" befindet, in den wir ohne Zögern einbogen. 
Wir wurden freundlich empfangen und mit einer Karte und "dépliants" von Grasse ausgestattet. Das Zentrum liegt nur 2 km zu Fuß entfernt, parken ist dort fast unmöglich.
Es war Mittag und wir machten uns sofort auf den Weg in die Altstadt, wo das Leben wimmelte. Als wir durch die engen und dunklen Gassen der Altstadt gingen, erinnerte ich mich an das Buch "Das Parfum" und konnte die Schilderungen von Patrick Süßkind über Grasse nachvollziehen.

 

  
 

Mit dem abendlichen Ladenschluss erstarb das Leben in den Straßen. Es war allerdings auch kein Straßenkaffeewetter (lausige 5 °C am Abend). Darum entschlossen wir uns, in das nur 15 km entfernte Cannes zu fahren. Dort wogte das Leben. Parken war nur noch auf Bürgersteigen möglich. Vorsichtshalber fragte ich einen Abschleppdienst, der mir versicherte, dass heute Abend nur auf Taxi- und Behinderten- Parkplätzen und bei Verkehrsbehinderung abgeschleppt würde. Wir ließen nichts Wertvolles im Wagen und bummelten über die "Croisette" und schauten uns die prachtvollen Hotels und Auslagen von berühmten Modeschöpfern an. In manche Restaurants wurde man ohne Reservierung gar nicht erst eingelassen.  Sprachen wie italienisch und englisch (oder amerikanisch) waren allgegenwärtig, natürlich französisch, manchmal auch deutsch.

Samstag
Am Morgen besuchten wir Manosque, wo meine Frau vor vielen Jahren mit ihren Eltern Urlaub gemacht hatte. Das Ferienhaus im Besitz einer zwischenzeitlich verstorbenen Tante konnte wegen der in Frankreich sehr hohen Erbschaftsteuer nicht gehalten werden. Von diesem Haus aus hat man den Blick über Grasse bis zum Meer. Schade!!

 

Mittags hängten wir unseren Wohnwagen wieder an und fuhren Richtung Nizza bis ans Meer und dann die Küstenstraße entlangt bis kurz vor Antibes. 15 Jahre zuvor gab es hier einmal einen Strandabschnitt, auf dem man mit Wohnwagen und Wohnmobil parken konnte und ... kaum zu glauben.... es gab ihn immer noch. Leider war der Himmel an diesem Morgen stark dunstig und die Sonne machte sich rar. Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen, im "Zimmer mit Meerblick" zu Mittag zu essen.

Weiter ging's anschließend durch Antibes, vorbei am Antiquitätenmarkt vor den Stadtmauern, durch das Stadttor und links hinauf auf die Stadtmauer zum Meer. Hier kam ich doch ins Schwitzen, da mit dem 10 m langen Gespann rechtwinklig verlaufende Straßen zu bewältigen waren und Scharen von Fußgängern sich zwischen Gespann und Wehrmauer durchquetschten. Glücklicherweise wurde es dann doch nicht mehr enger und wir kamen heil hier raus. Weiter, immer der Küste folgend, durch Cannes, vorbei an "La Croisette" und dem Hafen mit den schmucken Jachten kamen wir zum für mich schönsten Abschnitt der Côte d'Azur, der "Cornische de L'Estérel". Immer wieder, wo es möglich war, hielten wir an, um die roten Felsen zu betrachten, die ins azurblau Meer stoßen. Inzwischen kam die Sonne hervor und zeigte uns die Farben der Küste.

 

 

Wir nahmen uns vor, diesen Küstenabschnitt und auch Antibes, mit dem Fahrrad zu erkunden.
Kurz nach 18.00 Uhr kamen wir nach Agay, einem Vorort von St. Raphael. Am Kreisverkehr zweigte eine straße ab, die entlang einem Flusstal ins Landesinnere führte. Hier befinden sich mehrere Campingplätze. Schon der zweite, "Les Rives de l'Agay", sagte uns zu und der freundliche Platzbesitzer wies und einen der letzten freien Plätze, wie von uns gewünscht in der Sonne, zu. 

Strand von Agay


Am Sonntag  
verabredeten wir uns mit Freunden, die schon seit vielen Jahren hier Urlaub machen,  in Port Grimeau. Sie zeigten uns diese einzigartige, in den Sumpf gebaute "Domaine", die wirklich stilvoll einer alten Fischersiedlung nachempfunden ist. Der Erbauer war zunächst ins Gefängnis geworfen worden, weil er illegal dort gebaut hatte, später wurde er wegen dieser einzigartigen Anlage geehrt. Jedes Reihenhaus ist von Land mit dem Auto, vom Meer mit dem Schiff erreichbar. Wir  fuhren dann nach Grimeau und St. Tropez und besichtigten zusammen diese Städte, die wirklich, trotz (oder vielleicht wegen) des dort herrschenden Reichtums unverschandelt im Stil von Fischerdörfern ihren Charme bewahrt haben. 
Den Abend ließen wir bei einer Flasche Rotwein in der Frühlingssonne ausklingen. 

 


der Fischerhafen von St. Tropez

  


Montag
Wie wir es uns vorgenommen hatten, brachen wir früh auf, um mit dem Fahrrad die Küstenstraße zu erleben. Im Dorf erkundigten wir uns noch beim Verkehrsamt nach Zugverbindungen und die Mitnahmemöglichkeit von Fahrrädern. Dies war in den Nahverkehrszügen möglich und einen Fahrplan der Züge bekamen wir auch. So stand einer langen Radtour nichts mehr im Wege.
Diesmal in Gegenrichtung, also an der Meerseite entlang folgten wir dem auf- und absteigenden Relief der Küstenstraße, immer mit Blick auf die Felsen und das Meer. Dabei wurde der Verkehr immer dichter und wir waren froh, dass der auflandige Wind die Abgasschwaden von uns weg blies.
In Juan-les-Pins bogen wir von der stark befahrenen Hauptstraße nach rechts ab und gelangten auf die ruhige Küstenstraße um die Halbinsel, die hier den Charakter einer reichen Vorstadtstraße hat.


Corniche de l'Estérel

 
La Croisette  in  Cannes                                                                                                                                                             Blick auf Antibes

   

Kurz nach Mittag erreichten wir Antibes und in der Altstadt eine am Ostermontag geöffnete Brasserie zum Mittagessen. Bis zur Abfahrt mit dem Zug hatten wir nun noch 4 Stunden, um uns in aller Ruhe Antibes anzusehen. Auch hier ist der von Festungsmauern umgegebene Altstadtkern überaus sehenswert.
Die Rückfahrt mit dem Zug machte keine Probleme und für die Strecke bezahlten wir 11,00 €/Person incl. Fahrrad.

Dienstag verbrachten wir auf einem kleinen, nicht sonderlich erwähnenswerten Campingplatz zwischen Port Vendre und Ramatuelle an der D 61. Die Küste bis Hyères (ausgespr. "jär") hat mich sehr enttäuscht, da dort meist der Zugang zum Wasser durch sogenannte "Domain" (riesge private Anlagen) verbaut ist ....!!!
Nachmittags fuhren wir, zum Glück mit dem Fahrrad, nach St. Tropez, denn es war Markttag und der Stau hatte sich bis St. Maxime aufgebaut und auch aus der Stadt heraus standen die Autos über 5 km lang in Zweierreihen. Wir fuhren auf dem Mittelstreifen und überholten so alle Autos, was neidische Blicke auf uns zog. Dies ist mit Kindern nicht empfehlenswert.
Ramatuelle und Gassin (oberhalb von St. Tropez) sind absolut sehenswert, aber auch sehr teuer (2 € für einen kleinen Kaffee).